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Die Orgel "Marke Eigenbau"

Nach dieser nun doch etwas längeren Vorgeschichte, jetzt zum eigentlichen Thema: den Bau einer eigenen Orgel.
Keine Angst, das hat nichts mit den früher erhältlichen Bausätzen von Dr. Böhm oder Wersi Orgeln zu tun, Ziel ist es den Sound einer alten B3 in ein brauchbares Gehäuse zu bringen.
Das wurde in dem Artikel "Baumarktorgel" der Zeitschrift c't Hacks beschrieben. Mit dieser Zeitschrift wird dem Verlangen vieler Leute Rechnung getragen, alte Geräte zu reparieren, wiederzuverwerten oder (meist) Computer-Bastelprojekte umzusetzen.

Das HX3 Modul und seine Zusätze

Der HX3 kann entweder als Bausatz (bei der Firma Segor) bestellt oder fertig bei keyboardpartner.de erworben werden. Inzwischen ist er auch zusammen mit einem Expander Gehäuse bestellbar.

Ich hatte mich für den Bausatz entschieden, der nach ein paar nächtlichen Lötstunden sofort funktioniert hat. (Achtung: es sind hier schon elektronische Grundkenntnisse Voraussetzung!)
Danach wurde der Update auf die neueste Firmware durchgeführt, was man aber nicht unbedingt selber machen muss. Man kann die Platine auch gegen einen Unkostenbeitrag an keyboardpartner.de schicken und es dort machen lassen. (Wer in der Münchner Gegend wohnt, kann auch mit mir Kontakt aufnehmen, wenn er diesbezüglich Hilfe braucht.)

Zusätzlich wurde noch der Panel16 Bausatz benötigt, um die Percussion, Vibrato, Leslie, Hall per Taster zu steuern und ein paar Presets schnell im Zugriff zu haben.

Das MenuPanel wurde auch gleich noch mit bestellt, damit kann man eine grosse Auswahl an Parametern ändern und das ganze Instrument "fine tunen".

Neubau oder "Renovierung"

Nachdem die nackte Platine einige Zeit über mein altes M1 Keyboard betrieben wurde, entstand der Wunsch, eine "richtige" Orgel zu spielen. Zweimanualig mit je 5 Oktaven und einem Basspedal mit 25 Tasten.
Ausserdem sollte die neue Orgel sehr kompakt und leicht zu transportieren sein. Ferner sollte auch so viel wie möglich an alten Teilen wiederverwertet werden (insbesondere Zugriegel und Pedale).

Die nächste Frage war: soll das in eine alte Orgel eingebaut werden oder komplett neu gebaut werden ?
Ich habe mich für einen Kompromiss entschieden. Ich machte mich auf diversen Auktionsplattformen auf die Suche nach einer alten transportablen Orgel und bin fündig geworden.

Anbei ein paar Fotos einer voll funktionstüchtigen Logan Orgel, italienischen Fabrikats, baugleich mit einer Hohner Orgel (Modell T242 RAM) aus den 70-er Jahren.

Logan Organ   Logan Organ 2
Viele können sich ja für den Sound einer "Vintage" Orgel begeistern, ich fand diesen jedoch nur schrecklich (dünne Sounds und viel Gepiepse), das Ausschlachten konnte nun beginnen.

Am Anfang war der Gedanke, evtl. die Orgel-Tastaturen weiter zu verwenden, mir persönlich war der Anschlag zu weich, deshalb wurden bei Doepfer zwei Fatar-Tastaturen und ein Basspedal (dazu später mehr) bestellt.
Am Ende war von der Orgel nur noch das Gehäuse und die Ständer übrig und es wurde mit dem Einbau der Tastaturen nach der c't Hacks Anleitung begonnen.

Ein Expander

Der Plan war, das HX3 Modul auch ohne Orgelgehäuse, nur über ein MIDI Keyboard anzusteuern. Deshalb wurde das Modul in ein kleines Gehäuse eingebaut.

Folgende Probleme waren zu lösen:

  • Das Gehäuse musste sehr schmal sein, denn neben den 5-manualigen Tastaturen war kaum mehr Platz vorhanden (21,3 cm). Darum wurden die Seitenteile aus nur 6 mm dünnem Sperrholz gebaut, damit es hineinpasst (s. Foto), braun gebeizt und lackiert. Es sollte ja alt aussehen.
  • Der Expander sollte Zugriegel haben, damit er im Standalone Betrieb mit einer Tastatur auch voll einsatzfähig ist.
  • Die Ansteuerung sollte alternativ über MIDI oder direkt über eine angeschlossene Tastatur erfolgen können (Fatar-Scan).
  • Beim Betrieb des Expandermoduls in der Orgel mussten die zwei in der Orgel eingebauten Zugriegelsätze (für das Untermanual und das Pedal) über eine zusätzliche Steckverbindung angeschlossen werden.
  • Über einen Drehschalter sollte das Vibrato und der Chorus einstellbar sein. Dieser ist auf der rechten Seite zu sehen, leider fehlt noch der passende Knopf dazu.

Dazu musste in die Modulrückwand eine 25-polige SubD-Buchse eingebaut werden (für den Tastatur-Scan und die beiden Zugriegelsätze).

HX3 Zusaetzlicher Stecker

Nach einiger Lötarbeit und viel Schreinerarbeiten (jetzt weiss ich auch vorher der Spitzname "Baumarktorgel" herkommt), war die Orgel dann fertig aufgebaut.

Das "Herz" der Orgel schlägt im Expander. Im Orgelgehäuse selbst sind nur die 2 Manuale an eine kleine Scan-Platine angeschlossen und zwei Zugriegelsätze aus einer ausgeschlachteten original Hammond Orgel, eingebaut.

Eine Rhythmusbox fehlt

Um einen Schlagzeuger immer mit dabei zu haben, musste noch ein Rhythmusgerät her. Anscheinend gibt es nur noch Drumcomputer und keine einfachen Rhythmusboxen mehr.
Nach längerer Suche bin ich auf ein sehr nettes kleines Teil von Korg gestossen, dass perfekt dazu passt: KR Mini.

Fazit

Die Mühe hat sich gelohnt. Man hat die Möglichkeit sich ein massgeschneidertes Instrument bauen. Der Klang ist - wie bereits beschrieben - wirklich erstaunlich.

Die Leslie-Simulation wurde noch einmal verbessert und ist mit der neuesten Firmwareversion auch wieder in Stereo (oder wahlweise Mono) zu hören. Man kann noch einmal eine deutliche Steigerung der Klangqualität erreichen, indem man ein original Leslie anschliesst. Auch dafür gibt es eine Platine, über die man das Leslie von der Orgel aus ansteuern kann. Fans des Röhrensounds können in ihr Transistorleslie (z.B. 760-er Modell) noch eine Röhrenvorstufe einbauen. Wie gesagt, man kommt dem original Hammond-Sound wirklich sehr sehr nahe.

Damit es nicht zu lang wird, folgt die Beschreibung des 25-Tasten Selbstbau-Basspedals in einem extra Artikel.

Ein Soundbeispiel findet man im Downloadbereich.

Anbei noch ein paar Fotos:

Hammond und Leslie sind Warenzeichen von Hammond Suzuki Inc.